Letzte Woche besuchte ich den Demo Day des »BSH Futor Home Accelerator – Powered by Techstars« und durfe die einleitenden Worte für das Team Rocky.AI geben. 10 von 10 Präsentationen waren hervorragend. Viele Accelerator-Programme können der Schlüssel zum Erfolg sein.
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Vor einigen Jahren gründete ich mit Augsburg Valley einen der ersten Accelerator Programme Deutschlands nach dem Vorbild von 500 startups.
Der Unterschied: Mein Accelerator war 100 % digital. Startups konnten sich online mit einem individuellen Video bewerben und der Pitch durchlief einen Bewerbungsprozess. Die besten 12 Bewerber wurden aufgenommen um ein halbes Jahr lang von über 100 Mentoren gefördert zu werden.
Die Teilnehmer profitierten vom Wissen der erfahrensten Gründer Deutschlands. Zum Schluss wurden die besten Teilnehmer finanziert.
Mit dem Aufkommen zahlreicher physischer Acceleratoren in Deutschland wurde das Programm beendet, da ich den persönlichen, direkten Kontakt zu Mentoren und Coaches immer bevorzugen würde.
Was ist ein Accelerator?
Doch beginnen wir am Anfang. Was ist ein Accelerator?
Einfach gesagt ist ein Accelerator ein Programm, welches mithilfe von Mentoring und Coaching Startups dazu verhilft schneller erfolgreich zu sein.
Meist bieten die Programme Geld, Arbeitsräume, Vorträge, persönliches Coaching, Pitch Training und Netzwerk zu Partnern bzw. Investoren.
Viele der Anbieter nehmen dafür Anteile am Unternehmen (etwa 10 %).
Zu den bekanntesten Acceleratoren gehören:
- Y Combinator (Silicon Valley, USA)
- Techstars (weltweit)
- 500 Startups (Silivon Valley, USA)
- Axel Springer Plug&Play (Deutschland)
- hub:raum der Telekom (Deutschland)
- German Accelerator (Deutschland)
Dazu gesellen sich individuellere Programme verschiedener Unternehmen, wie von der Scout-Gruppe, ProSiebenSat.1 oder von Merck.
Mittlerweile versuchen sich zahlreiche Unternehmen daran, eigene Accelerator-Programme auf die Beine zu stellen. Sie merken, dass ihre eigene Entwicklungsleistung nicht mit den neuen Technologien mithalten können und laden Startups zu sich ein, um gemeinsam an den Ideen zu arbeiten.
Die größten Programme sind genial
Wer es schafft, in einen der großen Accelerator-Programme der Welt zu kommen, kann nur profitieren. Eine Teilnahme bei Y Combinator ist für viele Statups das Sprungbrett zum ganz großem Erfolg.
Das liegt vor allem daran, dass Y Combinator, TechStars oder 500 Startups über viele Jahre hinweg gute Arbeit geleistet haben, ihr Netzwerk unglaublich erweitert haben und genau gelernt haben, was der größte Hebel für den Erfolg von Startups ausmacht.
Was macht ein Startup effizient?
Ganz gezielt unterstützen Mitarbeiter der Organisationen Startups dabei, die wichtigsten Prozesse zum Laufen zu bekommen und relativ schnell mit einer qualitativ hochwertigen Basis an den Markt zu gehen.
Startups lernen gutes Marketing und ihr Produkt zu verkaufen.
Die unglaubliche Erfahrung der Organisationen ist dabei der Kern des Erfolges. Wenn ein gutes Team mit einer Idee für einen dieser Acceleratoren ausgewählt wurde, erhält es eine Unterstützung, die unwiderstehlich ist.
Es fühlt sich geradeso an, als hätte man einen weiteren, hervorragenden CEO an Board. Es werden die kritischsten Fragen gestellt, die besten Antworten erzielt und auf die Straße gebracht – so wie es auch die besten Bücher nicht schaffen würden.
Es fehlen mir die Worte, um die Power der besten Programme zu beschreiben. Vielleicht trifft es die Beurteilung, dass teilnehmende Startups nach ihrer Zeit im Programm nicht selten zu einem der Marktführer in ihrer Nische werden.
Einige der größten Startups der Welt sind in Acceleratoren groß gezogen worden.
Der Vorteil: Gründer werden nicht nur kurzzeitig gefördert. Sie erhalten alle Tools und Denkweisen, die ihr Unternehmen langfristig erfolgreich machen.
Am Demo Day präsentieren sie ihre Erfolge vor Investoren und erzielen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auch eine Finanzierung. Es hat sich auch bei Investoren herumgesprochen, dass Accelerator eine Top-Basis für den Erfolg von Startups ist.
Das sieht man auch an den Zahlen bei TechStars:

87 % der 1600 TechStars-Unternehmen sind noch aktiv oder wurden gekauft. Sie erreichen eine durchschnittliche Marktkapitalisierung von 11 Mio. USD, nachdem sie durchschnittlich mit über 3 Mio. USD finanziert wurden.
Die Kehrseite der Acceleratoren
Bei vielen Programmen geben Startups bis zu 10 % ihres Eigenkapitals an die Organisation ab (nicht alle Programme verlangen das).
Die Argumentation ist klar: Bist du bereit 10 % deiner Company abzugeben um 1000 % zu wachsen? Die Antwort ist meistens klar.
Aber Vorsicht: Nicht alle Acceleratoren arbeiten auf dem Niveau der Top-Player. Nicht alle wären Anteile wert. Bei manchen glaube ich sogar, dass die pure Beteiligung am Programm von Nachteil sein kann.
Ich habe vermehrt von Gründern gehört, die sich zwar über den kostenlosen Office Space gefreut haben, aber darüber hinaus so gut wie keine Unterstützung erhalten haben.
Mentoren stehen auf einer Liste und erschienen nie. Der versprochene Mehrwert an Coaching und Netzwerk blieb aus.
Ich nenne diese Programme Alibi-Acceleratoren. Halte Dich von diesen fern.
Zu Identifizierung reicht wohl eine Frage: Hat das Unternehmen ein ernsthaftes Interesse an Deinem Erfolg oder steckt einfach nur zu viel ungenutztes F&E-Kapital im Unternehmen.
Einige Unternehmen nutzen ihre Programme einfach nur, um jung und hip zu wirken. Sie nutzen sie, um Zugang zu jungen Talenten zu finden, statt gemeinsam mit den Teams funktionierende Produkte zu schaffen und zu vermarkten.
Ein Indiz wird deutlich beim Blick auf die verantwortlichen Leiter der Acceleratoren. Hat sich das Unternehmen die Mühe gemacht, einen erfahrenen Gründer an Board zu holen, der das Programm leitet?
Wird das Programm von einem Mitarbeiter des Unternehmens geführt, der die Startup-Welt nicht kennt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass er Dich ausschließlich mit Corporate-Trägheit und Zuschauen berührt.
Checkliste: Woran erkennst Du gute Programme?
Stelle Dir und dem Acceleratoren verschiedene Fragen, um herauszufinden, ob sich das Programm für Dich lohnt.
Wenn Du folgende Checkliste für Dich beantwortet hast, findest Du auch heraus, ob das Programm etwas für Dein Startup ist oder nicht.
- Wie aktiv sind die Mentoren des Programms? Techstars hat im BSH Accelerator über 100 Mentorentermine in 3 Monaten organisiert.
- Passen die Mentoren auf Deine größten Probleme?
- Ist der Leiter des Accelerator-Programms aus dem Unternehmen oder selbst ein erfolgreicher Gründer?
- Wie viele feste Mitarbeiter arbeiten mit den Teams und am Netzwerk des Programms?
- Wie lange existiert der Accelerator?
- Was sind die Erfolgsstatistiken des Programms? Und hinterfrage sie.
- Was sagen ehemalige Startups über das Programm? Nehme Kontakt auf und frage sie selbst.
- Ist ein Investment durch den Accelerator sichergestellt?
- Gibt es einen Demo Day?
- Wie viele Investoren welcher Kategorie werden am Demo Day eingeladen?
- Welches Interesse hat der Accelerator an Deinem Erfolg?
- Präsentiert der Accelerator öffentlich nur sein Programm oder auch die beteiligten Startups nachhaltig?
- Wie wichtig ist es dem Accelerator, die erste Kundenkontakte zu vermitteln?
- Ist das Programm auf mein Thema spezialisiert?
- Hat der Accelerator wertvolle Partner?
- Wie stark kannst Du das Ökosystem des Veranstalters nutzen?
- Wirst Du stark beim Prototyping und Testing unterstützt?
Vielleicht entstehen für Dein Startup weitere Fragen. Doch einen ersten Einblick konnte ich Dir hoffentlich geben.
Viele Wege führen zum Erfolg. Gute Accelerator-Programme gehören mit Sicherheit dazu.
Mein persönlicher Favorit für Deutsche Startups ohne Zweifel an der Leistung bleibt Techstars.
