Am Wochenende durfte ich wie jedes Jahr beim StartupWeekend München als Mentor Teams dabei helfen, innerhalb von einem Wochenende eine neue Geschäftsidee auszuarbeiten und vor einer Jury zu präsentieren.
Wie jedes Jahr kamen zahlreiche Gründer auf mich zu, um meine ganz persönliche Meinung zu erfahren, was das Geheimnis meiner Startup-Erfolge war.
Dabei scheint die Antwort auf die Frage nur eine Google-Suche entfernt zu sein. Für jede Frage gibt es klick-sammelnde Websites, die mit X Tipps für jedes Problem Lösungen bieten.
Du willst wissen, wie Instagram-Marketing funktioniert? Kein Problem! Alle Tipps sind da!

Wenn Du alle relevanten Fragen stellst, findest Du tausende passende Tipps!
Leichter könnte es doch nicht sein, erfolgreich zu werden.
Du brauchst Dir nur ein Regelwerk mit allen Tipps aufstellen und wirst groß durchstarten können.
Leider ist das völliger Blödsinn.
Erst mit der Arbeit an meinem Blog und durch zahlreiche Fragen von Gründern ist mir das bewusst geworden.
Jeder, der Dir eine Liste an Tipps als Antwort auf eine Frage zu Deinem Startup gibt, versucht Dich zu veräppeln. Wer sich auf 1000 Tipps gleichzeitig konzentrieren will, wird an Überforderung scheitern.
Noch schlimmer: 90 % der Tipps passen gar nicht zu Deiner individuellen Vision und Deiner Mission.
Statistisch gesehen, werden Artikel, die eine Liste bieten, öfter geklickt. Sie sind auch leichter zu schreiben, weil sie eine einfache Struktur bieten. Der Autor kann jeweils auf Zusammenhänge und komplexe Wirkungsweisen verzichten.
Selbst ein absoluter Anfänger kann aus den bestehenden Informationen eine Liste an Tipps zur Verfügung stellen. Der Grad des Nutzens ist also fraglich.
Du brauchst keine Regeln
Tina Ruseva hat gerade ihr Buch BIG HEART VENTURES veröffentlicht. Ich habe gestern Abend gleich mal ein Großteil ihres Buches gelesen.

Tina macht deutlich, wie wichtig es in einer Zeit der unendlichen technischen Skalierbarkeit und Effizienz ist, sein Startup mit Herz aufzubauen.
Wieso braucht man dazu keine Regeln?
Weil Du statt Regeln Fragen brauchst. Was ist mein Ziel? Wen muss ich erreichen? Wo erreiche ich meine Zielgruppe? Was wird meine Zielgruppe überzeugen? usw.
Ein Unternehmer, der mit Herz gründet, wird automatisch richtige Entscheidungen treffen. Wer ein Instagram-Kanal startet, um mit seiner Zielgruppe zu kommunizieren und sich auf diesen Kanal konzentriert, wird durch einfache Logik richtige Entscheidungen treffen.
Der Kanal muss gut aussehen, relevante Darstellungen beinhalten, eine gute Story erzählen, nicht nerven, aktiv sein, ehrlich sein usw.
Mit jedem individuellen Stil erreichst Du eine individuelle Zielgruppe. Der Markt ist groß genug, um auf eine Masse von Augen auf Deinen Beiträgen verzichten zu können, wenn die, die schauen, überzeugt sind.
Mir gefällt der Gedanke nicht, ein Produkt für jeden Menschen zu erstellen. Erstelle Deinen Service für die Menschen, die ihn brauchen. Verstecke Dich nicht hinter einer Fassade an Meinungen Dritter.
Sei Du selbst und lebe Dein Startup mit Herz.
Ich empfehle Tinas Buch, weil sie zum Ursprung des Gründens zurückkehrt. Sie macht deutlich, wie wichtig es ist, einen Nutzen zu schaffen. Reine Größe ist kein Zeichen von Erfolg! Herz und Leidenschaft machen Dich einflussreich und glücklicher.
Es gibt nur eine Regel: Fokus
Dabei gibt es für mich nicht 1000 Regeln, sondern nur eine einzige: FOKUS.
Fokussiere Dich auf ein Problem, eine Lösung, ein Tool, ein Feature, eine Zielgruppe, eine Story, einen Kanal, eine Strategie, eine Plattform, ein Thema usw.
Je mehr Du fokussiert bist, desto leichter fällt der Start, desto schneller kannst Du laufen und desto klarer wird Dein Nutzen für Deine Zielgruppe. Du kannst mit Fokus bequemer alles verkaufen.
Wer aus verschiedenen Gründen zu viele Baustellen aufmacht, wird es schwerer haben, ans Ziel zu kommen. Fokus verhilft zum Erfolg und zur Glaubwürdigkeit.
Die erfolgreichsten Gründer, die ich kenne, haben diese Regel berücksichtigt. Sie wurden durch Fokus exzellent in einem spezifischen Bereich.
Sie wurden Experten und werden als Ikone in ihrem Bereich wahrgenommen.
Fokus hilft dabei, auf eigentlich unnötige Features zu verzichten. Wer Facebook zu seiner Blütezeit mit heute vergleicht, wird erkennen, was ich meine.
Vor 10 Jahren fanden wir auf Facebook drei Features. Die Wall. Den Chat. Kontakte.
Heute ist dies erweitert um Events, Groups, Pages, Fundraisers, Recommendations, Gaming, Verkaufen, Jobs, Apps, Wetter usw.
Das ist der Grund, warum Mitglieder mittlerweile eine ausführliche Einführung erhalten, wenn sie neu auf Facebook sind. Die Seite ist immer noch erfolgreich, doch der Nutzen für junge Menschen wird unklar. Sie wechseln zu Instagram, Snapchat und Co.
Wo auch immer Deine Reise beginnt. Mit Fokus auf die wichtigsten Elemente Deines Produktes wirst Du neue Kunden leichter überzeugen. Dein Nutzen wird schneller deutlich.
Verschwende keine Zeit mit sinnlosen Aktivitäten. Was ist der wichtigste Prozess, den Du als Nächstes aufbauen musst, um erfolgreicher zu sein? Was ist der nächste, bedeutende Schritt?
Mit Fokus kannst Du sogar nebenberuflich Dein Startup gründen. Plötzlich reichen zwei Stunden Zeit, um bedeutendes zu bewegen.
Startups, die ihren Fokus verlieren
Bei den finalen Präsentationen des Startup-Weekends wurde es deutlich, wie schnell man in die Falle der Komplexität fallen kann.
Richtig machte es das Gewinnerteam. Gemeinsam mit Kate im Coach-Duo genügten 30 Minuten Coaching, um die Message des Fokus zu übermitteln.
Das Gewinnerteam überzeugte die Jury eindeutig! Sie zeigten ein Problem und eine Lösung. Dadurch hatten sie Zeit im 5-Minuten-Pitch ihr Projekt von allen relevanten Seiten zu beleuchten. On Point!
Doch andere Teams hatten diese Regel missachtet. Sie erklärten nach drei Minuten immer noch die Vielzahl an Problemen, die sie lösen könnten und die innere Debatte, wie sie dies angehen könnten.
Die Jury wurde verwirrt, der Fokus ging verloren und die Präsentationen hatten keine Chance auf einen Preis. Schade, wenn man bedenkt, das eine einzige Regel alles geklärt hätte.
Teams, die sich fokussieren, kommen schneller zu einer Lösung, haben mehr Zeit, ihre Lösung konkret zu bearbeiten und an ihrem Gewinner-Pitch zu feilen.
Fokus schafft eine gesamte Kette an Vorteilen. Niemals schafft es jedoch Nachteile.
Was müssen Coaches und Mentoren lernen?
Ein guter Coach stellt Fragen und bietet keine Lösungen. Er teilt Geschichten und Erlebnisse, um ein Bild der Realität zu schaffen.
Ein guter Coach mischt sich nicht in die operativen Entscheidungen eines Unternehmens ein, sondern hilft dabei Fokus auf das wesentliche zu schaffen.
Die Realität ist leider, dass viele Coachs nicht unterstützend Fokus schaffen, sondern mit unzähligen Kommentaren und persönlichen Meinungen das Momentum aus Teams entfernen.
Ein guter Mentor oder Coach ist ein Wettbewerbsvorteil, da generierter Fokus meist zum Erfolg führt.
Startups sollten sich Coaches wählen, die verstehen, dass Teams bereits viel mehr Fähigkeiten mitbringen, als sie selbst anbieten können – außer eine: Fokus.
Wer Fokus hat, braucht keinen Coach
Klassische Coaches werden sogar überflüssig, wenn Fokus Kerngedanke des eigenen Handelns wird. Wer sich täglich an diese einzige Regel erinnert, wird ohne Zweifel erfolgreich.
Startup-Gründer Trainer für Fachwissen nutzen. Trainer helfen, Skills zu entwickeln. Doch das ist ein ganz anderes Spiel.
Denn die besten Gründer sind selbst Fokus-Coaches. Sie überlegen, was der nächste eine Baustein des Erfolges ist und setzen diesen um.
Tue Dir einen Gefallen: Fokussiere Dich!
Ich danke Ihnen für den interessanten Beitrag. Ein Unternehmen zu gründen birgt natürlich immer auch ein gewisses Risiko. Dennoch lohnt es sich meiner Meinung nach dieses einzugehen.
Mit besten Grüßen,
Jan von unternehmensgruendung.berlin