Gute Freundschaften sind wie Partnerschaften zwischen Verbündeten, basierend auf Vertrauen und Respekt.
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Du hast wahrscheinlich einen Namen parat, wenn ich Dich frage, wer Dein bester Freund ist.
Ihr habt zusammen schwere oder gute Zeiten durchlebt, zusammen gefeiert und getrauert. Vielleicht verbinden Euch Reisen und Erlebnisse, die ihr nie wieder vergessen werdet.
Freunde stehen im Programm des Lebens bei den meisten Menschen direkt auf der Ebene der Familie und sind nicht wegzudenken.
Doch andere Menschen leben komplett ohne Freunde oder definieren einen Freund so, dass einfach niemand in diese Definition reinpasst.
Brauchen wir wirklich einen besten Freund oder viele Freunde?
Fragt man danach, warum Freunde wichtig sind, erklingen in der Regel typische Gründe:
- Du sehnst sich Dich nach Akzeptanz und Liebe.
- Du hast jemanden, um Erlebnisse zu teilen.
- Es hört Dir jemand zu.
- Du bekommst ehrliche Meinungen zu hören.
- Freunde ergänzen Deinen familiären Kreis der Vertrauten.
Irgendwie hören sich diese Sätze alle danach an, als bräuchte man Freundschaften und als sollten wir sie regelmäßig zelebrieren und pflegen.
Nur wenige Stimmen sprechen sich gegen Freundschaft als Konzept aus. Doch diese haben es in sich. An dem Massachusetts Institute of Technology und der Universität Tel Aviv haben forscher herausgefunden, dass man viel weniger Freunde hat, als man denkt.
Die Studie ließ mich nachdenken: Ich habe über Jahre hinweg einen Freund aus dem Studium als meinen besten Freund definiert und tue es heute auch noch, obwohl wir nur einmal pro Jahr Kontakt haben.
Der Enge Kontakt im Studium war bedeutend. Wir reisten zusammen, trafen uns fast täglich, spielten zusammen, feierten Zusammen und teilten alle Geschichten miteinander.
Plötzlich hatte ich eine Freundin und er zog in eine andere Stadt. Der Kontakt brach drastisch ab. Wenn man zufällig in der anderen Stadt war, sah man sich und verbrachte eine gute Zeit miteinander. Es war sofort wie früher. Ich glaube das wär immer wieder so, wenn wir uns sehen.
Doch einige Komponenten fehlen plötzlich. Wir teilen nicht mehr jeden Erfolg und jede Niederlage. Außer einmal im Jahr, wo wir uns treffen.
Wir brauchen uns nicht, um glücklich zu leben, doch vertrauen uns bis heute gegenseitig.
Wenn es darauf ankommt, ist er ganz sicher für mich da. Immer. Und ich für ihn. Diese Freundschaft besteht ganz abseits der typischen Definition.
Auch wenn ich die Freundschaft heute gefühlt nicht brauche: Sie ist vorhanden und wir beide könnten sie irgendwann brauchen.
Wie viele Freunde brauchst Du?
Wenn Du weißt, dass Du Dich auf jemanden verlassen kannst. Wie viele solcher Menschen brauchst Du?
Eigentlich benötigst Du keinen »besten« Freund. Es fühlt sich nur gut an, jemanden zu haben. Doch wenn Du selbstbewusst bist, steckt diese Art von bestem Freund vielleicht in Dir selbst?
Vielleicht müssen wir Freunden nur eine andere Definition geben?
Ich mag den Begriff der »ewigen Verbündeten«.
Freunde entstammen vor allem aus gegenseitigen Vertrauen und Respekt. In nahezu allen Artikeln von mir erkläre ich, dass diese beiden Eigenschaften der Kern der menschlichen Beziehungen ist.
Das gilt für Freundschaften, im Verkauf oder beim Umgang mit schwierigen Kollegen. Wenn man Dir vertrauen kann und Du Respekt zeigst, bist Du ein Kandidat für unzählige Freundschaften.
Unter dem Begriff der Verbündeten verbirgt sich kein Limit. Keine Zahl kann groß genug sein, um Dir und Deinen Freunden etwas Gutes zu tun.
Ein Verbündeter hat die Eigenschaften eines guten Freundes. Für mich sind es synonyme und doch eine wichtige Unterscheidung. Denn echte Freunde haben für die meisten Menschen auch einen Haken.
Wenn uns Freunde nicht wirklich helfen
Man sagt ja: Man ist so erfolgreich oder glücklich, wie die fünf Menschen, mit denen man sich am meisten umgibt. Diese fünf Personen sind meistens unsere engen Freunde.
Wer einen Freund nicht als einen Verbündeten ansieht, sondern als eine Person, mit der man sein Leben teilt, der kann in Schwierigkeiten geraten.
Zum einen erleben wir den Filterblaseneffekt bei engen Freunden. Man hat die gleichen Interessen. Die gleichen Ziele. Die gleichen Methoden. Schließlich bespricht man ja alles zusammen.
Für Menschen, die nur zwei-drei Menschen als Freunde definieren bedeutet dies eine starke Limitierung auf ihre Möglichkeiten. Nur wer sich auch mit neuen Ideen umgibt, kann auch neue Wege gehen.
Drum prüfe, wer sich ewig bindet,
Friedrich Schiller
Ob sich das Herz zum Herzen findet.
Der Wahn ist kurz, die Reu‘ ist lang.
Freundschaften bedürfen einer enormen Vielfältigkeit. Daher bevorzuge ich es auf Basis von Vertrauen und Respekt viele Verbündete zu haben. Menschen, die wissen, dass sie sich auf mich verlassen können, wenn sie Schwierigkeiten haben. Menschen, mit denen man aber auch zusammen Siege feiert.
Damit verbunden ist auch die Gefahr der Ansteckung. Wenn ein enger Freund unvernünftige Entscheidungen trifft, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Du selbst damit beginnst immens an.
Freundschaften können damit auch zum Risikofaktor werden. Langfristig ausgerichtete Investoren mögen es oftmals nicht, in Teams aus Freunden zu investieren. Grund dafür ist, dass nachgewiesen ist und auch Erfahrungen lehrten, dass Freunde gemeinsam mehr Risiko eingehen.
Der häufig genannte Aspekt, dass Freunde sich ehrlich ihre Meinung sagen, ist nämlich falsch.
Die, die auf andere Menschen angewiesen sind, um z. B. nicht alleine zu sein, werden sogar eher dazu neigen, die Wahrheit für sich zu behalten, um die Freundschaft nicht zu gefährden.
Bei Freunden, die Freundschaft als Verbündete betrachten, sieht man diesen Effekt selten. Man möchte, dass seine Verbündeten möglichst stark und mächtig sind, da man selbst in diesem Verbund sicherer ist.
Eine gute Freundschaft ist daher ein Schutzmechanismus, den wir Menschen brauchen. Für die Freude sollte jeder selbst sorgen, indem er ein intrinsisch motivierter, glücklicher Mensch ist.
Wie schaffe ich Verbündete?
Wie schon gesagt. Gute Freunde sind Verbündete. Diese gewinne ich durch den Aufbau von Vertrauen und Respekt.
Der Einzige Weg, um Freunde zu schaffen, liegt dementsprechend in Deiner Entscheidung, wie Du mit Mitmenschen umgehst.
Ich spreche nicht von ausgewählten Menschen. Sondern von allen, mit denen Du Dich umgibst und mit denen Du umgeben bist. Wenn Du eine Ansage machst, dann halte sie ein.
Für Deine Freundschaften wähle Dir Menschen aus, die Dich begeistern. Überlege Dir, wie Du auch denen helfen kannst. Eine Freundschaft entsteht nur durch ein gegenseitiges Interesse ein Bündnis einzugehen.
Wenn sich zwei Menschen entscheiden, füreinander da zu sein, ist eine Freundschaft entstanden. Die andere Person zu fördern und zu bereichern ist die jeweilige Aufgabe beider Parteien.
So entsteht über die Zeit hinweg ein hohes Level an Respekt füreinander. Pflege die Beziehung, indem Du mit jedem Kontakt daran denkst, wie Du auch dem anderen helfen kannst. Sei dabei ehrlich und offen. Sage Deine Meinung offen! So wachst ihr beide regelmäßig miteinander.
Verzichte auf erfundene Freundschaften
Ein gemeinsames Tattoo ist kein Freundschaftsbeweis. Genauso wenig wie die einfache aussage, dass Du so cool bist. Wahre Freundschaften stecken in dem ehrlichen Angebot an ständiger, gegenseitiger Unterstützung.
Nimm Dich vor Menschen in acht, die Freundschaften verkünden, um Deine Unterstützung auszusaugen oder Deine Energie zu rauben. Die Menschen, die Abladen, ohne je freiwillig geben zu können, sind keine Verbündeten.
Diese Leute kennst Du sicher. Die sich freuen, wenn Du auf sie zukommst und selbst nie aktiv sind? Wenn Dich das ärgert, ist es ein klares Zeichen, dass es sich nicht um eine Freundschaft handelt.
Du musst deswegen nicht gleich den Kontakt abbrechen – sondern nur bewusst sein, dass dies keine Freundschaften sind.
Bei Frauen sehen Freundschaften oftmals anders aus als bei Männern und ich will mich nicht aus dem Fenster lehnen und verzichte darauf, die Unterschiede zu erklären.
Doch eines ist sicher: Der Unterschied im klassischen Freundschafts-Begriff zur Bedeutung des Verbündeten wird bei Frauen genauso deutlich.
Schaffe Vertrauen und Respekt und hole Dir so viele echte Verbündete (Freunde), wie Du selbst magst.