Probleme mit schwierigen Kollegen am Arbeitsplatz sind einer der häufigsten Gründe für Stress und Angst.
Nichts beeinflusst unsere Stimmung mehr, als die Menschen, von denen wir jeden Tag umgeben sind. Es sind Kollegen. Sie sind unvermeidbar in unserer Umgebung.
Wenn Du jetzt nichts änderst, bewegst Du Dich in einer schrecklichen Abwärtsspirale nach unten. Der Tag beginnt mit Unlust und endet mit Frust.
So schwer ist die Psychologie am Arbeitsplatz in den meisten Fällen nicht. Du musst nur einen Punkt verstehen. Die meisten Menschen hassen die folgende Aussage:
Du bist zu 100 % selbst verantwortlich für Deine Gefühle.
Möchtest Du lieber die Verantwortung auf die anderen schieben? Sind es nicht die Kollegen, die schwierig sind? Was kannst Du dafür, wenn der Vorgesetzte durchdreht?
Wir haben alle unsere Probleme. Ich würde wetten, dass auch die Kollegen mit Dir ein Problem haben, wenn Du ein Problem mit ihnen hast.
Der wichtigste Gedanke ist ein anderer: Du kannst Deinen Umgang mit den Kollegen selbst steuern. Die Stimmung der Kollegen ist ein externer Faktor, den Du nicht direkt beeinflussen kannst.
Du kannst auch Deine eigenen Emotionen steuern. Nur Du selbst kannst dafür sorgen, dass andere Dich als selbstbewusst, stark und unterstützend einschätzen.
Bleibe cool und entwickele ein starkes Selbstbewusstsein
Stelle Dir einen Kollegen vor, mit dem die Stimmung angespannt ist. Er läuft auf Dich zu und beginnt zu motzen. Er redet nicht sachlich über sein Problem, sondern greift direkt an.
Der größte Fehler, den Du nun machen kannst, ist ein reaktives Verhalten. Spiegele nicht die Emotion des Angreifers, sondern bleibe cool.
Eine gute Selbstkontrolle sorgt dafür, dass die Stimmung nicht eskaliert. Wie das geht, erkläre ich Dir gleich.
Mel Robbins ist eine der größten Experten im Bereich der Selbstkontrolle. Sie macht klar, dass Du jede Ausrede suchen wirst, die Verantwortung abzugeben.
Sie kommt zudem mit einer fantastischen Lösung auf Dich zu. In Ihrem sehr empfehlenswerten Buch „Die 5-Sekunden-Regel“ gibt sie Dir eine Lösung für fast alle Stressmomente im Leben.
Zähle fünf Sekunden rückwärts, wenn Du in einer Situation feststeckst. Ganz egal, ob Streit, fehlender Antrieb oder eine Denkblockade.
Warum rückwärts Zählen? Fünf Sekunden lang legst Du Deinen Fokus auf Zahlen. Dein Bewusstsein beruhigt sich, wie in einer Mini-Meditation.
Die Null ist ein klares Ende. Dein Gehirn erhält damit den Anker: Jetzt kannst Du ruhig und kontrolliert weiter agieren.
Sie beschreibt diesen Prozess in diesem 5-Minuten-Ausschnitt aus einem ihrer Vorträge:
Wir müssen verstehen, dass unser Gehirn trainiert ist, emotional zu handeln.
Durch Motivation lässt sich der präfrontale Cortex des Gehirns aktivieren. Dieser Bereich direkt hinter der Stirn ist verantwortlich für logisches Denken.
Bist Du in einer kritischen Situation, schüttet Dein Körper Adrenalin und Cortisol aus. Beide Stoffe sorgen für den bekannten »Angriff- oder Flucht-Reflex«.
Beide Reflexe sind psychologische Monster in unserer modernen Welt, denn unser Gegenüber ist kein wilder Tiger, sondern ein Kollege. Beide Reaktionen lassen die Situation eher eskalieren als beruhigen.
Der Flucht-Reflex führt nicht selten dazu, dass man sich morgens gar nicht mehr traut aus dem Bett zu steigen, um zur Arbeit zu fahren.
Wir müssen unseren Fokus ändern, ohne zu fliehen und ohne anzugreifen. Die 5-Sekunden-Regel wird Dir schon helfen, die richtige Entscheidung zu treffen.
Ich zeige Dir jetzt noch, wie Du Dein Gespräch führen kannst, um mehr Ansehen und Verständnis in Deinem Team zu erlangen.
Ändere Deinen Fokus und werde konstruktiv
Im Gespräch mit dem Kollegen, erwähnt er, dass Du etwas falsch gemacht hast. Wieder ein Angriff gegen Dich. Oder nur eine schlecht formulierte Frage nach Verbesserung.
Zähle von fünf bis null und gehe konstruktiv auf das Problem ein, ohne selbst anzugreifen oder zurückzuweichen.
Das zählen wird Dir helfen die Stärke und Ruhe zu bewahren, um dies in einem ganz normalen Ton zu machen.
Drei Methoden sorgen häufig für eine sofortige Lösung der Anspannung:
- Gib offen und ehrlich einen Fehler zu. Du denkst vielleicht: »Aber dann stehe ich doch total schwach da.« Manchmal müssen wir das, um unsere Ziele zu erreichen. Du wirst immer irgend einen Fehler finden, den Du selbst verursacht hast. Wenn Du diesen ausführlich zugibst und beschreibst, nimmst Du dem Angreifer sofort Wind aus den Segeln. Die Differenz, die er gesehen hat, ist nicht mehr da.
- Stelle Fragen, die zu einer Lösung führen könnten. »OK, ich sehe, was Sie meinen. Was könnte ich an dieser Präsentation verbessern?« Diese problembezogenen Fragen nehmen Emotionalität aus dem Spiel. Jetzt ist Dein Gegenüber an der Reihe, die Problematik sachlich zu erklären.
- Spreche über Deine Emotionen (besonders stark). Auch, wenn Du etwas falsch gemacht hast. Niemand kann Dir die Ehrlichkeit in Deiner Emotion nehmen und sie sind niemals falsch. »Ich verstehe das Problem, dass Sie gerade ansprechen. Momentan fühle ich mich stark persönlich angegriffen. [Pause halten]«
- Diese Formulierung wirkt Wunder. Fast jeder wird in einer Arbeitsumgebung seine Unprofessionalität bemerken und sofort zurückrudern. Deine Pause zeigt schließlich auch, dass ihr so gar nicht weiter sprechen werdet.
Alle drei Methoden verschaffen Dir unglaubliche Freiheit für den Rest des Gespräches. Probiere alle Varianten aus und lerne, welche in verschiedenen Situationen funktioniert.
Du kannst vergleichbare Gespräche aus der Vergangenheit gedanklich aufrufen und Deine Antworten trainieren.
Sei offen für Deinen Kollegen
Meine Angebote zur Verbesserung Deiner Situation werden nicht leichter. Du wirst für alle Schritte Training brauchen.
Es ist ganz normal, dass Dir auch folgende Punkte nicht sofort gelingen. Bleibe dran und gebe nicht auf.
Aktives zuhören schafft Dir Zeit ruhig zu bleiben und Deinem Gesprächspartner sein Pulver zu verschießen. Während Dein Kollege spricht, kannst Du Dich auf Deinen Atem konzentrieren, um Dich zu beruhigen.
Nimm alle Informationen auf. Denke nicht über eine Antwort nach, während der andere spricht. Höre einfach nur aufmerksam zu.
Fühle den anderen. Versuch ihn zu verstehen. Verzeihe ihm für seine schlechten Kommunikationsmethoden, noch während Du zuhörst.
Ist Dein Gesprächspartner schon alles losgeworden? Halte inne. Das strahlt absolute Stärke und Ruhe aus. Es gibt ihm aber auch die Chance noch weiter zu reden.
Während Du drei bis fünf Sekunden innehältst, überlegst Du Dir erst Deine Reaktion. Tust Du es vorher, neigst Du eher dazu zu unterbrechen und nicht mehr zuzuhören.
Da jede Art der Abweisung und Unterbrechung aggressionsfördernd wirkt, empfehle ich Dir mein Quartett für Qualität des Gesprächs:
- Unterbreche nie und widerspreche nicht während einer Ausführung. Lass Deinen Kollegen immer aussprechen, um Respekt zu zeigen, den Du auch forderst.
- Nicke leicht, während Dein Kollege spricht und signalisiere damit Verständnis für seinen Standpunkt. Trainiere dieses Nicken vor dem Spiegel. Ich empfehle Deinen Kopf dabei ganz leicht zu neigen.
- Gib eine kleine Zusammenfassung aus der Sicht des anderen. Somit beweist Du Deine Aufmerksamkeit und Bereitschaft ihn zu verstehen.
- Stelle Verständnisfragen nach einer Ausführung, um Dein Interesse am Problem und an der Lösung zu verdeutlichen.
Diese vier Schritte sind in dieser Reihenfolge ein hervorragendes Mittel, um nicht die Aufmerksamkeit auf Dich zu belassen, sondern den Scheinwerfer auf den Kollegen zu richten.
Da Training für die Umsetzung nicht ausbleibt, möchte ich Dir Basis-Grundregeln für eine erfolgreiche Kommunikation an die Hand geben.
Erfolgreiche Kommunikation (nicht nur mit Kollegen)
1000 Mal haben wir es schon gehört. Und ich sage es Dir nochmal, da es immer wieder vergessen wird.
Die Kommunikation setzt sich zusammen aus:
- 55 % Körpersprache
- 38 % Sprache und Ausdruck
- 7 % tatsächlicher Inhalt
Um Aggression zu vermeiden, kannst Du vor allem an den ersten beiden Aspekten arbeiten.
Stehe mit offenen Armen und dem Gesprächspartner zugewandt. Damit zeigst Du Offenheit und Selbstvertrauen. Wer sich schüchtern positioniert oder kuscht, muss sich nicht wundern, wenn er als schwaches Angriffsziel identifiziert wird.
Bleibe stets ruhig und entspannt. Das wird nicht einfach. Der Schlüssel ist Dein Atem. Konzentriere Dich darauf, tief und langsam zu atmen. Das Gehirn erkennt dies als Signal, dass alles in Ordnung ist und Du eskalierst nicht.
Diskutiere so, dass Du Beziehungen aufrechterhältst. Wenn Du im Gespräch mit einem befreundeten Kollegen bist, trenne sachliche Argumentation von emotionalen Aussagen.
Selbst kleine Satzteile wie »Immer sagst Du das so« oder »typisch« können dafür sorgen, dass Du Emotionen ansprichst, statt den sachlich denkenden Bereich des Gehirns.
Behandele Deinen Gesprächspartner so, wie Du behandelt werden möchtest. Auch, wenn er es nicht tut.
Behalte Dir auch immer im Hinterkopf: Wahrscheinlich finden Dich Deine Gesprächspartner auch doof, wenn ihr Probleme miteinander habt.
Übe täglich Deine Kommunikationsfähigkeiten und lese über die Psychologie von Menschen.
Der Schlüssel zum erfolgreichen Lernen steckt in Deiner Sichtweise auf schwierige Situationen.
Sehe jede schwierige Situation als Chance zu lernen
Wo ist Dein Fokus? Auf der Hitze des Gefechts oder auf Deiner persönlichen Entwicklung.
Die Chance, dass Du in zehn Jahren noch den gleichen Arbeitsplatz hältst, geht gegen null. Wir wechseln im Schnitt alle 1,5 Jahre.
Außerdem hast Du einen Sinn im Leben: Mindestens den, anderen Menschen zu Helfen und der Gesellschaft irgendeinen Mehrwert zu liefern.
Du kannst Deine Situation nicht als extern gegeben sehen, um irgendein größeres Ziel im Leben zu erreichen. Nimm Deine Entwicklung in die eigene Hand.
Es gibt in jedem Bereich jemanden, der so überzeugend, gut und selbstbewusst ist, dass er an jedem Arbeitsplatz akzeptiert und geschätzt wird.
Meistens sind das Menschen, die mit Liebe geben können und absolutes Verständnis für die eigenen Schwächen und die ihrer Mitmenschen zeigen können.
Da musst Du hin. Das funktioniert, indem Du jede kritische Situation nutzt, um in Ruhe im Nachhinein daraus zu lernen.
Nimm Dir die fünf Minuten Zeit, um beide Standpunkte und Persönlichkeiten (dargestellte und echte) zu durchleuchten.
Warum hat mein Kollege diesen Satz so offensiv formuliert? Welche Ängste hat er? Welche Ängste habe ich? Wie habe ich sie gezeigt? Warum habe ich diese Ängste? Was kann ich tun, um mir bewusst zu machen, dass meine Angst nur ein Hirngespinst ist. Wie kann ich meinem Kollegen helfen?
In fast jedem Beitrag erwähne ich, dass es hilft, sich ein persönliches Journal zu schreiben. Heute empfehle ich Dir ein ganz spezielles Buch, das Dich durch schwierige Zeiten leiten wird.
Das »5 Second Journal« von Mel Robbins hilft Dir jeden Tag zu analysieren, wie ruhig Du durch die einfache 5-Sekunden-Übung geblieben bist.
Es wird Dir ab dem ersten Tag helfen, Deine Ziele zu erreichen und Dein Arbeitsleben entspannt und gemütlich zu gestalten.
Du wirst beginnen, den Tag und die Menschen in Deiner Umgebung durch die Brille aller Beteiligten zu sehen und ein besserer Mensch zu werden.
Bonus: Der Tyrann im Büro
Ich bin ein großer Fan der Serie Stromberg. Einer der bekanntesten Sätze des Versicherungs-Abteilungsleiters Stromberg ist:
Büro ist Krieg
Bernd Stromberg
Tatsächlich wird uns in unserem Leben irgendwann ein Tyrann begegnen. Jemand, der ohne Rücksicht auf Verluste alles klein redet, andere attackiert und sich selbst ständig in den Mittelpunkt rückt.
Das Mittel gegen diese Rabauken ist das gleiche, wie bei schwierigen Kollegen.
Bleibe selbstbewusst und cool.
Denn eigentlich sind Tyrannen schwache Persönlichkeiten. Sie überdecken ihre Schwächen durch übermäßige Aggression.
Wenn Du Stärke und Widerstandskraft zeigst, werden Tyrannen schwach. Sie geben nach einigen Versuchen auf und suchen sich ein neues Opfer.
Du kannst mit diesem Wissen auch dem neuen „Opfer“ helfen und auch anderen Menschen zeigen, wie sie stark gegen Tyrannen auftreten können. Und vielleicht schaffst Du es mit verständnisvollen Gesprächen den weichen Kern des Angreifers zu finden.
Somit kommst Du Deiner Aufgabe nach, anderen Menschen zu helfen. Du lernst persönlich im Prozess den Umgang mit schwierigen Persönlichkeiten.
Man muss kein Psychologe sein, um diese Schritte zu gehen, wenn Du behutsam bist. Übertreibe nicht, wechsele nicht von Selbstbewusstsein in Arroganz und bleibe Deiner Linie treu.
Wenn Du Deine Fähigkeiten entwickelst, ist Dein Weg nach oben geebnet. Ohne das Du es merkst oder anstreben musst, wirst Du zur Führungspersönlichkeit.
So entstehen auch die Geschichten, wie Putzkräfte zu Hotelmanagern wurden. Sie sind wahr!
Wer stets auf Details achtet und in seinem Bereich alles tut, um besser zu werden und anderen dabei hilft, das Gleiche zu erreichen, wird aufsteigen.
Weglaufen ist nie eine Option
Tue mir einen abschließenden Gefallen. Streiche die Option der Flucht aus Deinem Kopf.
Außer wenn die Strapazen nicht abzuwehren sind, nutze sie, um Dich zu entwickeln. Lerne aus ihnen.
Nimm Dir jeden Morgen vor: Heute gehe ich zur Arbeit, um etwas für mich zu lernen – egal, was passiert.
Ich hatte viele Jahre einen edlen Glas-Bilderrahmen auf meinem Nachttisch. Ich druckte mir einen Schriftzug aus. Dieser fiel mir jeden Morgen in die Augen:
Ich freue mich auf Deinen neuen Tag! Auch Du wirst wachsen.