Sicherheit entsteht durch ein gutes Rendite-Risiko-Verhältnis.
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Das Wort Sicherheit ist das Lieblingswort der deutschen Investoren. Doch keiner versteht genau, was sich hinter diesem Begriff verbirgt.
Da jeder Mensch eine unterschiedliche Wahrnehmung von Sicherheit und Risiko hat, tun sich Money Coaches häufig schwer, eine saubere Antwort für Investoren zu formulieren.
Ich versuche Dir heute, die Wirkung von Sicherheit, Chancen und Risiko durch fünf Faktoren so zu erklären, dass Du unabhängig von Deiner eigenen Wahrnehmung ein klares Gefühl für Dich bekommst.
Die Wissenschaft sieht Volatilität (Schwankung einer Anlage) als Maßzahl für Risiko
Wissenschaftlich betrachtet ist die Volatilität das Standardmaß der Sicherheit bzw. Unsicherheit einer Geldanlage.
Anders formuliert ist die Volatilität die Abweichung vom Mittelwert der Wertentwicklung einer Anlage.
Eine Anlage, die jedes Jahr sicher 3 % Rendite erwirtschaftet und diese über den gesamten Zeitraum konstant erreicht, während der Preis des Investments stets gleich bleibt, erzielt eine Volatilität von null.
Aktien, die wie bekannt ständig schwanken, kommen um eine Gewisse Volatilität nicht herum. Auch Anleihen mit einer regelmäßigen Ausschüttung weisen Kursschwankungen auf und unterliegen damit einem theoretischen Schankungsrisiko.
Wenn Du Dir den Chart der Deutschen Telekom AG der letzten 5 Jahre betrachtest, erkennst Du, dass man mit dem Investment eine positive Rendite erzielt hat. Dabei sind die Kurse durch verschiedene Nachrichten und politische Einflüsse immer wieder gestiegen und gefallen.
Jede einzelne Abweichung vom Durchschnittskurs führt zu einer höheren Volatilität. Die Metriken würden dann von Risiko sprechen.
Diese Abstände sagen nicht aus, ob die Übertreibungen nach oben stattfinden oder nach unten. Somit stellt sich auch die Frage, welche Aussagekraft überhaupt hinter der Volatilität steckt.
Was jedoch sicher zu sagen ist: Die Schwankung des Kurses ist stets höher oder tiefer als bei anderen Kursverläufen. Doch sie berücksichtigt nicht die echten Risiken und Chancen hinter einem Unternehmen.
Meiner Meinung nach ist der Fokus auf Rendite mit »sicheren« Geldanlagen einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren. Investitionen, die nachhaltige Wertsteigerungen erzielen, halten Schwankungen viel leichter aus, als knapp kalkulierte Investments.
Diese Sicherheitsfaktoren berücksichtige ich in den folgenden Abschnitten. Schwankungen sind vor allem bei Aktien so normal, wie der Sonnenaufgang jeden Morgen! Ich bin dafür, andere Kriterien für eine sichere Anlage zu setzen.
Faktor 1: Ist die Geldanlage seriös?
Unsere Eltern und viele Freunde mussten erleben, wie ihr hart verdientes Geld mit einer Anlage vernichtet wurde. Häufig handelte es sich um geschlossene Fonds oder Zertifikate, die wie im Kleingedruckten zu lesen war, nichts anderes als nachrangige Kredite waren.
Unter den Pleitegeiern befanden sich z. B. Kredite für Immobilien, Schiffe und Container. Der Anleger gibt dem Unternehmen Geld, um damit zu wirtschaften. Wenn das Unternehmen keine Gewinne erzielt, wird an den Anleger nichts ausgeschüttet. Geht das Unternehmen pleite, kann es den Anleger nicht mehr bedienen und das Geld ist weg.
Anleger sollten meiner Meinung nach mit dem Großteil Ihres Vermögens darauf verzichten, in Anlagen zu investieren, die eine hohe Wahrscheinlichkeit eines Totalausfalls besitzen.
Als Gegenteil möchte ich Aktien aufzeigen: Wer hier investiert erhält ein Teil des Unternehmens. Wenn das Unternehmen Gewinne erwirtschaftet, dann kann es Dividenden ausschütten, um die Anleger am Erfolg zu beteiligen. Fallen Verluste an, wird auf die Ausschüttung verzichtet.
Gerät ein Aktienunternehmen in Schieflage, besitzt das Unternehmen meistens noch Anlagevermögen (Maschinen, Immobilien, Patente etc.), die auch bei wirtschaftlicher Schwäche einen Wert haben. Dieser Wert ist dem Anleger stets sichergestellt. Im Falle einer Pleite können diese Wertgegenstände veräußert (liquidiert) werden und der Inhaber erhält seinen Teil des Erlöses.
Zudem ist Geld in Aktien nicht gebunden. Schon bei ersten Anzeichen einer Misswirtschaft können Anteile verkauft werden, noch bevor es zu starken Verlusten kommen. Aktien haben zwar ein grundlegendes Potenzial zum Totalverlust. Dieses ist jedoch als sehr gering einzuschätzen.
Wer ein Portfolio von mindestens 20 Aktien hält, kann sich der potenziellen Gefahr des Einzelrisikos einer Aktie entziehen.
Faktor 2: Schaffe Dir ein Portfolio
Einzelrisiken von Unternehmen sind wie zuletzt gelernt nur dann kritisch, wenn das komplette Vermögen von diesem Unternehmen abhängt.
Sobald ein Investor seine Anlage auf viele Beine stellt, ist dieses Risiko nahezu auszuschließen.
Doch auch ein anderes Risiko wird durch ein Portfolio an mehreren Investments verringert. Mehrfach wurde in Studien und in der Praxis bewiesen, dass ein Portfolio das Marktrisiko deutlich reduziert.
Experten einer Branche tendieren häufig zu dem Fehler nur in ihrem Fachbereich zu investieren, da sie dort am besten einschätzen können, welche Unternehmen sich am Markt langfristig durchsetzen werden. Dies ist ein guter Ansatz, missachtet jedoch das Gesetzt der Diversifikation.
Sollte der Zeitpunkt eintreffen, an dem eine gesamte Branche leidet, partizipiert der thematisch fokussierte Anleger an jeder Abwärtsbewegung 1 : 1 mit. Darum empfiehlt es sich, sein Investment auf mehrere Branchen auszuweiten.
Im Punkt der Streuung über mehrere Anlageklassen scheiden sich die Geister. Viele Experten für Kapitalerhalt sind der Meinung, dass man sein Vermögen auf mehrere Speichen aufteilen sollte: Aktien, Renten, Immobilien, Gold, etc.
Die Praxis zeigt, dass vor allem sehr wohlhabende Menschen dieses Vorgehen häufig unterstützen. Sie zeigt jedoch auch, dass Investoren mit einer guten Aktienstrategie ohne Beimischung von defensiven Anlagen häufig bessere Renditen erzielen. Wer so denkt, muss bereit sein, höhere Schwankungen auf sich zu nehmen, um dafür langfristig höhere Renditen zu erzielen.
Was sich auch zeigt: Menschen die mit regelmäßigen Aktienkäufen (z. B. durch Sparpläne) ihr Kapital investieren, nutzen Schwankungen nach unten sogar für ihren Renditevorsprung.
Faktor 3: Cost-Average-Effekt (Durchschnittskosteneffekt)
Die Menschen, die ich kenne, die durch Aktien ein Vermögen aufgebaut haben, haben fast alle eine Gemeinsamkeit. Sie versuchen nicht den Markt vorherzusehen, um ständig Aktien am Hoch zu verkaufen und am Tief zu kaufen. Sie verstehen, dass sie auf die kurzfristige Kursentwicklung keinen Einfluss haben.
Wenn sie aber von einem Unternehmen oder einem Fonds überzeugt sind, nutzen sie ihr Einkommen, um die Anlage bei fallenden Kursen zu verbilligen.
Das bedeutet: Sie investieren regelmäßig gleichbleibende Beträge, um ihre Anzahl an Aktien ständig zu erhöhen. Wenn Kurse steigen, profitieren sie direkt von der Rendite.
Sollten Kurse jedoch fallen, verkaufen sie keine Anteile. Sie kaufen nach. Sie investieren ihren gleichbleibenden Betrag (oder sogar etwas mehr), weil fallende Kurse in erster Linie bedeuten, dass es die Möglichkeit gibt für den gleichen Geldbetrag mehr Anteile an einem Unternehmen zu erhalten. Das nennt man Cost-Average-Effekt bzw. Durchschnittskosteneffekt.
Wenn Kurse wieder steigen, profitieren sie damit von einem größeren Hebel auf ihr eingesetztes Kapital.
Es ist mir wichtig nochmals zu betonen, dass dies nur für gute Unternehmen gilt, die langfristig Kurssteigerungspotenzial aufweisen. Fällt ein Kurs, weil das Unternehmen langfristig schlechter wirtschaften wird, sollte auch ein Verkauf in Betracht gezogen werden. Fondsmanager übernehmen diese Entscheidung für Anleger.
Faktor 4: In gute Unternehmen investieren
In gute Unternehmen investieren klingt leichter, als es ist. Nur wer sich tagelang mit einem Einzelunternehmen beschäftigt, kann auch einschätzen, wo das Unternehmen in einigen Jahren wirtschaftlich stehen könnte.
Doch einige Grundsätze kann jeder Anleger berücksichtigen:
- Ist das Unternehmen profitabel? Gewinne (noch mehr Cashflows) sind das beste Zeichen, ob ein Unternehmen gute Arbeit leistet. Ein Unternehmen, dass es heute nicht schafft einen Gewinn aufzuweisen, wird es schwerer haben, dies in der Zukunft zu schaffen.
- Ist das Unternehmen gering verschuldet? Unternehmen mit einer schwachen Finanzierung gehen höhere Kosten zur Kapitalbeschaffung ein. Dies kann für den Anleger Chancen einspielen, wenn dadurch die Gewinne deutlich über den Fremdkapitalkosten liegen. Sollte dies nicht der Fall sein, verliert der Investor Geld. Außerdem fällt es einem gering oder unverschuldeten Unternehmen leichter in Krisenzeiten relativ günstig an Kapital zu gelangen, um weiter wirtschaften zu können.
- Wächst das Unternehmen nachhaltig. Konzernmanager, die kurzfristig Gewinne in die Höhe treiben, um fette Boni zu erzielen, können Anlegern schonmal die Laune verderben. Vor allem, wenn dies auf Kosten der langfristigen Entwicklung geschieht. Achte darauf, dass das Unternehmen langfristig steigende Gewinne aufweist, auch wenn das Wachstum der Gewinne vielleicht moderat ausfällt.
Alleine diese drei Filter können einige Prozentpunkte Rendite einbringen. Daher schätze ich Familienunternehmen, die häufig alle Komponenten beinhalten, sehr. Über die langjährige Tradition der Unternehmen entstehen profitabel wachsende Unternehmen, mit einer passablen Marktstellung.
Diese Unternehmen fallen jedoch aus dem Fokus der meisten Investoren, da sie relativ unspektakulär Jahr für Jahr ihre Gewinne leicht steigern oder relativ klein sind. Da die Familien aus den Dividenden der Unternehmen ihr Einkommen generieren, verzichtet der Inhaber häufig auf extreme Maßnahmen, um kurzfristige Gelüste zu befriedigen.
Faktor 5: Sind Interessen gleichgerichtet?
Eben habe ich noch von soliden Familienunternehmen gesprochen. Häufig zeigen diese weitere positive Eigenschaften auf. In vielen Fällen ist der Gründer noch CEO. Gleichzeitig sind die Gründer auch noch großer oder größter Inhaber der Unternehmen.
Diese beiden Eigenschaften schaffen eine Gleichrichtung der Interessen mit dem Anleger. Beide Seiten haben ein Interesse an einem nachhaltigen Wachstum des Unternehmens.
Diese Gleichrichtung ist auch an anderer Stelle wichtig. Solltest Du keine Zeit, Lust oder Fähigkeit haben, um einzelne Aktien auszuwählen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Du Dich für einen Aktienfonds entscheidest, bei dem ein Fondsmanager Dein Kapital verwaltet.
Was ist aber, wenn dieser Fondsmanager nicht Deine eigenen Interessen in sich trägt? Was ist, wenn Du Rendite erzielen möchtest und der Fondsmanager aufgrund seiner Bestandsprovision lieber Kapital halten und absichern möchte?
Fast jeder Fondsmanager kommuniziert seine Strategie und seine Ziele. Um selbst sicherzustellen, dass er diese auch umsetzt, halte ich ein möglichst großes Eigeninvestment des Fondsmanagements im eigenen Produkt für bedeutend.
Mein Bruder Felix und ich sind zu 100 % mit unserem privaten Kapital in den eigenen Aktienfonds investiert. Zudem kennen wir 90 % der Anleger. Die meisten sind Familienmitglieder und sehr enge Freunde. Es ist leicht vorstellbar, dass diese Konstruktion mehr Vertrauen schafft, als irgendein Fonds einer großen Bank.
Achte darauf, dass alle Beteiligten Deiner Investitionskette langfristiges Wachstum als wichtigste Eigenschaft ihres Handelns sehen.
Disclaimer: Keine Angabe oder Aussage in diesem Artikel stellt eine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf einer Aktie oder eines anderen Finanzinstrumentes dar, sondern dient ausschließlich der Information.