Umgekehrte Psychologie ~ Kinder und Erwachsene überzeugen

Überzeugen? Ich gebe zu: Eher beeinflussen oder manipulieren.

Die umgekehrte Psychologie ist einer der effektivsten Methoden der Beeinflussung und wirkt nicht nur bei Kindern Wunder.

Ich zeige Dir zwar Beispiele, wie Du Kinder damit überzeugst, gehe aber auch darauf ein, was man unbedingt (vor allem bei Erwachsenen) berücksichtigen muss.

Was ist umgekehrte Psychologie?

Du sagst einer Person etwas, möchtest aber das Gegenteil. Ein Gesprächspartner, der zu Trotzreaktionen neigt und stets das Gegenteil vom Geforderten macht, könnte leicht »ausgetrickst« werden.

Das Phänomen, dass wir Grundsätzlich gerne das Gegenteil von dem machen, was von uns verlangt wird, nennt sich Reaktanz und ist bei Kindern und Jugendlichen stärker verankert, als bei erwachsenen.

Wir können einfach nicht anders. Wir müssen uns gelegentlich wehren, um unsere Unabhängigkeit zu behalten.

Darum funktioniert die umgekehrte Psychologie auch. Eine gewisse Intensität der Reaktanz steckt in jedem von uns.

Reaktanz bei Kindern nutzen

Da bei jungen Menschen eine Trotzreaktion viel höher ist, lässt sich bei Kindern die umgekehrte Psychologie hervorragend anwenden.

Gepaart mit etwas Humor kann man seine »Waffen« auch offen kommunizieren.

Ist Dein Kind bereits mehrere Tage trotzig und erledigt wichtige Aufgaben einfach nicht?

Nutze die umgekehrte Psychologie, indem Du Deinem Kind sagst: »Ich finde es total klasse, dass Du trotzig bist. Ich als Kind war auch mal so und jedes Kind macht die Phase durch! Gern unterstütze ich Dich dabei, trotzig zu sein.«

Ich bin nicht der Meinung, dass man die ganz platte Variante der Umkehrung verwenden sollte. Einfach das Gegenteil sagen, von dem was man will?

Manche probieren es mit: »Bitte räume heute nicht Dein Zimmer auf« und wundern sich, dass sich ihr Kind freudig zwischen den Massen an Spielsachen vergnügt.

Besser funktioniert es in Kombination:

  • Mit Humor: Formuliere Deine Aussage deutlich als Witz, um das Kind zum Lachen zu bekommen, wenn es trotzt.
  • Mit Unterstützung: Erkläre, dass Du Dein Kind in seiner Phase unterstützt. Wenn sich Dein Kind gerade spezifisch verhält, um Dich zu ärgern oder zu testen, kann dieser Ansatz die Spannung innerhalb von Sekunden in Luft auflösen.
  • Mit Lockerheit: Ist Dir freies Denken und die Selbstbestimmtheit Deines Kindes wichtig, dann kannst Du ihm sagen, dass es selbst bestimmen kann, wie es die Entscheidung trifft und einfach beide Folgen sagen – und dabei etwas lügen, indem Du sagst, dass es Dir völlig egal ist, was sie oder er macht.

Mein Favorit ist die umgekehrte Psychologie mit Unterstützung! Es ist die Variante, die dem Kind und der Beziehung zum Kind am meisten Hilft.

Gleichzeitig bekämpft man eine aktuelle Herausforderung, stellt Vertrauen her und zeigt Verständnis für die Situation des Kindes.

Von hochgradig manipulativen Ansätzen halte ich überhaupt nichts.

Umgekehrte Psychologie bei Erwachsenen

Wer bei erwachsenden Menschen umgekehrte Psychologie anwenden möchte, sollte sehr aufpassen. Ich möchte auch erwähnen, dass es bei erwachsenen fast immer an moralische Grenzen stößt.

Erlaube mir trotzdem meine Tipps zu erklären, auch um Dich vor Manipulation schützen zu können.

Wenn Sie bereits in der Situation sind, dass echte Argumente nicht mehr helfen, dann stellt sich die Frage, wie die andere Person auf Deinen Versuch, psychologische Tricks anzuwenden, reagieren wird.

Man muss einen Menschen ganz genau kennen und kann die Umkehrung eines Wunsches gezielt verwenden.

Dafür würde ich drei Regeln berücksichtigen:

  1. Verwende niemals die direkte, umgekehrte Psychologie.
  2. Stelle Deinen umgekehrten Wunsch unterschwellig in den Raum.
  3. Kenne Dein »Opfer« sehr gut.

Lass eventuell einen Komplizen die falsche Idee bei dem anderen Platzieren, sodass es so wirkt, als würden diese beiden nun gemeinsam Deinen Plan durchkreuzen.

Das Problem bei der umgekehrten Psychologie

Wahrscheinlich muss ich Dir das Problem der umgekehrten Psychologie gar nicht erwähnen, weil es so offensichtlich ist.

Was passiert, wenn die Person, auf die wir sie anwenden, nun doch genau das macht, was wir sagen, obwohl wir das Gegenteil erreichen wollten?

So schnell kann diese Methode richtig nach hinten losgehen. Plötzlich hört man auch noch Dinge wie: »Das hast Du doch selbst gesagt!«

Pärchen wundern sich oftmals gegenseitig über die »falsche Reaktion« ihres Partners. »So habe ich das aber nicht gemeint.« »Aber Du hast es doch gesagt.«

Damit wiederhole ich nochmal meinen Appell, unter Erwachsenen die umgekehrte Psychologie nur in absoluten Ausnahmefällen anzuwenden. Die Variante mit Humor wird mit einer hohen Wahrscheinlichkeit als Beleidigung gesehen.

Anders gesagt: Bei Erwachsenen kann es quasi nur schiefgehen. Bei Kindern kann man auch mal experimentieren.

Veröffentlicht von

Gero Gode

Gero Gode gründete über 10 Unternehmen in 10 Jahren und betreibt einen Family & Friends-Fonds mit ca. 100 Mio. Euro Volumen. Seine Lehren und Erfahrungen aus über 10 Jahren in intensiven Projekten und das Wissen aus seinem Netzwerk fasst er hier für Dich zusammen.

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