Vorwürfe und Angriffe: Du musst Dich nicht rechtfertigen

Vorwürfe und Angriffe helfen keiner Beziehung weiter. Darum solltest Du auch nicht auf sie einsteigen.

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Gestern Abend traf ich auf den Heimweg von unserem Alpha Star Börsenabend auf einen Studenten (Marvin) aus einem relativ kleinen Ort, unweit von Augsburg entfernt. Ich sah ihn an, lächelte und fragte ihn: »Wohin gehst Du so spät in der Nacht?«

Seine Reaktion war mehr als überraschend extrem direkt und offen mit seiner Geschichte: »Ich bin heute alleine aus Kulmbach nach Augsburg gefahren, weil ich einfach mal raus wollte. Ich mache immer Dinge alleine. Fahre auch alleine in den Urlaub. Und wenn die anderen Fragen, wieso ich nicht mit der Clique fahre, dann kontere ich knallhart und sage, dass ich alleine reisen total stressfrei finde und meine Freiheit genießen kann.«

Der Student war plötzlich völlig in Rage. Als hätte er gerade erst das Gespräch erlebt. Doch an seiner Reaktion erkennst Du auch seine krasse Unsicherheiten:

  1. Er rechtfertigt sich für etwas, was er genießt.
  2. Er meint den »Angriff« erwidern zu müssen.
  3. Er steht nicht zu seinem Freiheitsgefühl.

Die interessantesten Reiseerzählungen sind von Menschen, die alleine unterwegs sind. Auch Marvin hat mir auf meine Frage, was das beste Erlebnis alleine war, eine witzige Geschichte erzählt.

Doch statt dieses Gefühl und die damit verbundenen Emotionen zu genießen verteidigt er sich heftig.

Du musst lernen, dass Deine Entscheidungen völlig OK sind

Zuerst muss Marvin erkennen, dass jede Entscheidung zum Zeitpunkt der Entscheidung richtig ist. Das gilt nicht nur für Reisen, sondern für das gesamte Leben.

Im Normalfall triffst Du Entscheidungen auf Basis Deiner aktuell verfügbaren Informationen. Du entscheidest Dich unter Deinem jetzigen Wissensstand immer so, wie Du glaubst, dass es am besten ist.

Nach fast jeder Entscheidung erhältst Du weitere Informationen, die Deine Meinung über Dein Urteil ändern könnten. Doch Du hast es schon getroffen. Wir hatten uns nicht ursprünglich überschätzt.

Viele Menschen verfallen in einen Zustand, in dem sie sich im Nachhinein über sich selbst ärgern. »Hätte ich lieber die andere Option gewählt.«

Auch andere steigen dann immer wieder ins Geschehen ein und stellen Dir die gleiche Frage und bauen eventuell sogar einen gehörigen Druck gegen Dich auf.

Mache Dir bewusst, dass Du zum Zeitpunkt Deiner Entscheidung immer so handelst, wie Du es mit den bestehenden Informationen als richtig empfunden hast.

Rechtfertige Dich nicht

In Marvins Fall geht es nicht nur um eine Entscheidung, sondern um eine komplette Lebenseinstellung. Auch bei einer Einstellung muss Dir klar sein, dass Du sie ausgestalten kannst, wie Du möchtest.

Es ist OK so zu sein, wie Du es selbst für richtig hältst. Du musst nicht erst Dein Recht fertigen (Dich rechtfertigen).

Oft lassen wir uns durch die Meinung einer Gruppe oder starker Persönlichkeiten manipulieren. Wir denken dann ganz unbewusst, dass die Einstellung der Gruppe richtig ist und ich bin ein Außenseiter.

Diese Meinung ist jedoch völlig falsch. Jeder, der seine eigene Traumpersönlichkeit zurückhält, weil er dazugehören möchte, schränkt sich massiv ein. Für Deine Eigenarten und Entscheidungen musst Du Dich nie rechtfertigen.

Wie reagierst Du am besten auf Angriffe und Vorwürfe?

Die beste Reaktion auf einen Angriff oder Vorwurf ist eine Gegenfrage.

Aggressiv gestellte Frage: »Warum fährst Du alleine in den Urlaub, statt mit Freunden?«

Reaktion: »Warum genießt Du nie eine Reise alleine?« Oder »Was glaubst Du, warum eine Reise alleine richtig gut sein kann?«

Du gibst den Ball an den Angreifer zurück. Du zwingst ihn nun, sich in Dich hineinzuversetzen. In der Regel ist jeder in der Lage, solche Gegenfragen logisch zu beantworten.

Es geht aber weniger um die weitere Reaktion. Es geht darum, klarzumachen, dass Du Dich nicht rechtfertigen wirst, für eine Entscheidung, die Du ganz bewusst triffst.

Deine Gegenfrage ist am effektivsten, wenn sie dem Angreifer nicht mit einem Gegenangriff kontert. Besser ist eine offene Frage zum Thema.

Interessanterweise entstehen aus einer lieb gemeinten Gegenfrage schnell auch angenehme Gespräche. Plötzlich unterhält man sich auf Augenhöhe über das Thema – ganz ohne Vorwürfe.

Wenn die Wogen geglättet sind, kannst Du total entspannt über die Gründe Deiner Entscheidungen sprechen. Du befindest Dich nicht mehr in der Rechtfertigung, sondern in der geistigen Aufklärung Deines einst verständnislosen Gesprächspartners.

Veröffentlicht von

Gero Gode

Gero Gode gründete über 10 Unternehmen in 10 Jahren und betreibt einen Family & Friends-Fonds mit ca. 100 Mio. Euro Volumen. Seine Lehren und Erfahrungen aus über 10 Jahren in intensiven Projekten und das Wissen aus seinem Netzwerk fasst er hier für Dich zusammen.

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