Warum die Welt untergehen wird

Menschen kleben nur noch am Handy, künstliche Intelligenz überholt uns und Beziehungen werden durch Technik ersetzt. Wir haben nur einen Ausweg aus dem Untergang.

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Als mir ein befreundeter Unternehmer letzte Woche die Serie Black Mirror empfahl, wusste ich nicht genau, worauf ich mich einlasse. Eigentlich schaue ich gar keine Serien.

Doch der strengen Empfehlung folgte die Aktivierung meines Netflix-Accounts und ein paar Episoden später wurde mir klar, warum ich Black Mirror sehen sollte.

Die Serie besteht aus mehreren Filmen, die völlig unabhängig voneinander gesehen werden können. Doch alle haben eines gemeinsam: Es werden Zukunftsvisionen bestehend auf aktuelle technische und gesellschaftliche »Fortschritten« beschrieben.

Nicht alle Folgen enden mit einem Happy End. Teilweise wird das Ende komplett offen gelassen. Doch jeder einzelne 45-Minuten-Film zeigt, wie vorsichtig wir im Umgang mit Technologien sein sollten.

Szenarien einer neuen Welt

Ich möchte Dir ein paar Episoden erklären, ohne zu viel vorweg zunehmen.

Im ersten Teil wird der britische Premierminister von einem Erpresser gezwungen sich im öffentlichen Fernsehen mit einem Schwein zu verkehren. Nicht die moralische Einstellung zu einer solchen Tat entscheidet darüber, ob er es tun sollte oder nicht, sondern die aktuelle Stimmlage in den Social Media.

Im zweiten Teil sehen wir eine Welt, die voller Gamification steckt. Menschen müssen Fahrrad fahren, um Strom für diese Welt und damit Geld zu verdienen. Ein Ausbruch aus dem täglichen Hamsterrad gelingt nur über eine Talentshow, für die sich Bewohner bewerben können. Doch auch der Erfolg bei dieser Show ist nur ein Baustein, um das perverse System am Laufen zu halten.

Im dritten Teil haben Menschen die Chance günstig ein Chip implantiert zu bekommen, mit dessen Hilfe sie sich alle Erinnerungen wie ein Film vor Augen rufen können. Die Möglichkeit jedes Gespräch, jede Mimik und jede Situation wieder und wieder analysieren zu können sorgt für eine enorme zwischenmenschliche Spannung, die schließlich eskaliert.

In einem der neusten Filmen (Staffel 5) spielen zwei Männer unterschiedliche Rollen in einer Virtual-Reality-Version von Street Fighter. Im Kampf zwischen Mann und Frau fallen sie plötzlich virtuell übereinander her und verlieben sich. Täglich treffen sich beide, um virtuellen Sex zu haben und verlieren damit die Zuneigung zum Partner des echten Lebens.

Alle Filme zeigen damit eine überspitze Variante der bereits existierenden Technologie-Fallen. Social Media-, Spiele- und Pornosucht ist lange keine Kleinlichkeit mehr. Sie betreffen und verändern unsere Gesellschaft mehr als vielen lieb ist.

Und gemäß einem typischen Suchtverhalten wird diese Gefahr in Gesprächen mit anderen und sich selbst heruntergespielt.

Und das, obwohl Ex-Mitarbeiter der großen Tech-Gigangen vor der Suchtmaschinerie warnen.

Wir verschließen die Augen vor den Gefahren

Ich habe in den letzten Tagen das Thema der »anerkannten Süchte« mit verschiedenen Menschen zu besprechen.

Ich war schockiert.

Etwa 70 % aller Gesprächspartner blockierten das Gespräch komplett, da es zu negativ sei und übertrieben.

»Menschen waren auch schon süchtig nach Zeitungen« war eine beliebte Reaktion. Oder »wir haben schon ganz andere Krisen, wie Kriege als Menschheit überlebt und es wird immer so sein.«

Ich bin auch kein Pessimist und ich glaube auch, dass wir Krisen überleben werden. Ich glaube auch, dass wir in der Lage sind, Gefahren zu erkennen und zu bewältigen.

Doch wir müssen uns diesen Gefahren bewusst sein. Vor allem, weil sie immer mehr direkten Einfluss auf unser Bewusstsein und Unterbewusstsein nehmen.

Eine Lesesucht aus den Zeiten der Erfindung der Zeitungen war sicherlich nicht unproblematisch. Doch das Ziel der ersten Buch- und Zeitungsautoren war es nicht, uns süchtig zu machen.

Heute ist die Wiederkehr in eine App oder einen Feed das Erfolgsmerkmal #1. Je öfter ein Service genutzt wird, desto erfolgreicher wird das Unternehmen.

Nicht umsonst werden Bücher wie Hooked zum Bestseller. Sie erklären, wie man Nutzer süchtig macht. Für Unternehmer ist das Buch wichtig, doch es zeigt, wie sehr wir aufpassen müssen.

Achtet auf die Zeichen!

Ich möchte am liebsten jeden Menschen dazu auffordern darauf zu achten, wie stark technologische Trends in den Alltag des Menschens rücken.

Dies sage ich, obwohl ich selbst nach diesem Fortschritt strebe. Ich wünsche mir mehr hilfreiche künstliche Intelligenzen im Alltag und passende Informationen zum passenden Zeitpunkt.

Ich würde es lieben mit technischer Hilfe sofort die Gedanken anderer Menschen lesen zu können. Wer nicht?

Doch jeder dieser Fortschritte greift mehr und mehr in den Alltag des Menschen ein. Mehr als all die Fortschritte, die losgelöst von der menschlichen Biologie sind.

Darum empfehle ich mehr über diese Themen zu sprechen, auch wenn sie Deine heile Welt für einen Moment schockieren mögen. Das Denken über diese neue Welt macht es erst möglich, den Fortschritt zu verstehen und zu genießen.

Wer sich der Gefahr bewusst ist, wird in ihr nicht so schnell in ihr untergehen. Und wir können anderen Menschen helfen, sie zu verstehen…

Veröffentlicht von

Gero Gode

Gero Gode gründete über 10 Unternehmen in 10 Jahren und betreibt einen Family & Friends-Fonds mit ca. 100 Mio. Euro Volumen. Seine Lehren und Erfahrungen aus über 10 Jahren in intensiven Projekten und das Wissen aus seinem Netzwerk fasst er hier für Dich zusammen.

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